Nuklei – Familien der Damanhurianer

Dienstag. LEBEN IN GEMEINSCHAFT
Ich heiße Jasmin und habe 2001 Damanhur zum ersten Mal kennengelernt. Seitdem ist meine Liebe zu diesem magischen, kraftvollen Ort immer weiter gewachsen.
Das erste Mal war ich in Damanhur in einem Work-Camp. Wir waren in der Region Tentyris im Nukleo von Magilla. Es ist ein sehr schönes Gebiet in den Voralpen in einem alten Druidengebiet mit vielen Kraftorten.
Es war wirklich richtig schön, auf dem Gebiet einer damanhurianischen Familie – einem Nukleo – zu wohnen, ein tolles Gefühl soviel Vertrauen entgegengebracht zu bekommen, denn wir waren 35 völlig fremde Menschen aus ganz Deutschland. Wir arbeiteten täglich 5 Stunden zusammen, wurden fürstlich bekocht und den Rest des Tages hatten wir ein sehr interessantes Programm in Damanhur mit Tempelbesichtigung, Spiralengehen und anderen faszinierenden Exkursionen.
Damals erzählte man uns, dass ein weiterer Nukleo auf dem Gebiet von Tentyris geplant sei, eine große Villa, die auf ein kleines Steinhaus gebaut werden sollte. Dieses Steinhaus, dass man baita im italienischen nennt, besichtigten wir und es war ein kleines, feuchtes, ruinöses Steinhäuschen. Man sagte uns, es wird Dendera heißen….
Die anfänglichen Jahre nach den ersten zwei Work-Camps, die ich besuchte, wohnte ich in den damanhurianischen Gästehäusern, habe dort gezeltet oder in meinem VW Bus übernachtet. Doch irgendwann wollte ich die Damanhurianer und ihre Nuklei besser kennenlernen.
Ich hörte mich um und lernte den Nukleo „Foglia verde“ (grünes Blatt) kennen und es ergab sich die Möglichkeit, dass ich dort wohnen durfte. Es gab Wohnwagen für Gäste wie mich. Gegessen wurde in der Familie, wodurch ich viele Menschen aus Damanhur besser kennen lernte. Dort war es sehr lustig und wir hatten tolle Zeiten (den Nukleo gibt es heutzutage nicht mehr).
2004 entschied ich mich dann das ‚100-neue-Bürger-Programm‘ zu machen, ein Programm von 6 Monaten, in dem man sich währenddessen oder am Ende entscheiden konnte, Bürger von Damanhur zu werden oder auch nicht.
Da es auf Grund meiner zwei – damals noch kleinen – Kinder doch eher schwierig für mich war, entschied ich mich, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Das hielt mich natürlich nicht davon ab, in den Zeiten, in denen ich in Damanhur war, weitere Nuklei kennenzulernen. Ich lernte viele Familien kennen: Damjl, Ogni Dove, Tin, Porta della Luna, Casa di Lago, Prima Stalla, in denen ich jeweils längere Zeit wohnte.
Dann machte ich 2013 das New Life Programm, ein Programm, in dem man Damanhur 3 Monate wie ein Vollbürger kennenlernen kann, um hinterher verschiedene Entscheidungen zu treffen, ähnlich dem Programm von früher (100 neue Bürger).
Da wohnte ich wie ein Bürger für drei Monate in Nukleos, zwei Monate in Prima Stalla (der Erste Stall), einer wirklich großen Familie von ca. 25 Menschen. Die Aufgabe dieses Nukleos ist die Landwirtschaft mit den 4 großen Gewächshäusern von Damanhur, dem Stall mit den Kühen und einem Restaurant, „der Löwenzahn“. Nach zwei Monaten wechselte ich auf meinen eigenen Wunsch hin nach Dendera, um auch einen anderen Nukleo kennenzulernen. Das Haus, dass ich ja früher als kleines Steinhäuschen kennengelernt hatte, war inzwischen ein sehr schönes Haus geworden.
Dort gefiel es mir sehr gut, besonders das bergige Gebiet, das ich ja schon vom Work-Camp in Magilla kannte.
Ende 2013 spürte ich in mir, dass ich noch nicht ganz fertig mit Berlin war und eröffnete in Berlin den Punkt für Damanhur „Orovel“, unseren Laden, unsere Praxis und Ort für Damanhur. Trotzdem bin ich immer noch in appoggio (Unterstützung, Anlehnung) in Dendera, sprich es ist im Moment meine Familie – Nukleo – in Damanhur.
Jeder Nukleo hat eine spezielle Aufgabe und Ausrichtung. Dendera widmet sich der Gastfreundschaft, der Internationalität, der alternativen und unterschiedlichen Wohnweisen mit verschiedenen Bautechniken (Lehm-Stroh-Haus, Baumhaus, Erdhaus, Holzhaus etc.) und den Gästen von Damanhur.
Wir haben immer viele Gäste zu Hause. Am Tisch wird mindestens in drei Sprachen gleichzeitig gesprochen, da die Familie aus verschiedenen Nationalitäten zusammengesetzt ist. Wir sind Deutsche, Amerikaner, Italiener, Niederländer, Schweizer, Peruaner, Engländer, Türken und Chinesen (einige sind Mischlinge :)).
Damit es kein Chaos in der Küche und beim Haushalt gibt, regelt in jeder Familie ein Plan die Dienste, turno genannt. Wir in Dendera haben den Frühdienst, wo geputzt und für die Familienmitglieder und Gäste, die mittags zu Hause sind, gekocht wird und einen Nachmittagsdienst, der für abends kocht. Der Abenddienst dient dem Aufräumen nach dem Abendessen. Es ist immer eine Person dran und die anderen gehen ihren Arbeiten nach. Ich finde das System richtig gut, denn so muss man nicht jeden Tag alles alleine machen, sondern teilt sich den Haushalt mit allen und kann auch noch die Kochkünste der anderen genießen.
Zudem gibt es in der Familie einmal die Woche ein Plenum, riunione, in dem die wichtigen Dinge besprochen werden.
Am Sonntagvormittag ist es üblich, in den Nuklei – Familien – gemeinsam zu arbeiten: im Garten, Holz machen, Ordnung schaffen, das Gebiet bearbeiten, Projekte verwirklichen…
Da wir im Gebiet von Tentyris mit zwei Nuklei – Dendera und Magilla – vertreten sind, haben wir auch Gebietsprojekte. Zum einen sind wir dabei, ein neues Gästehaus mit Seminarraum, Schlafplätzen und Küche zu bauen (l‘ Argora) und zum anderen wollen wir mehrere Seen anlegen, von denen schon 4 fertig sind. Unser Gebiet hat viele Quellen und schon nach wenigen Metern in der Erde ist alles voll von bestem Quellwasser. Auf unserem Gebiet haben wir zwei wunderschöne Spiralen zum Durchlaufen, eine davon ist eine Wasserspirale, dann haben wir einen Ritualkreis, der wieder aktiviert wurde, und wir sind dabei, unsere Elementen-Altäre zu vervollständigen. Der letzte, der gebaut wurde, ist der Luft-Altar.
Wenn ihr nun Lust bekommen habt, auch mal einen Nukleo in Damanhur kennenzulernen oder uns in Dendera zu besuchen, sagt uns einfach mal Bescheid, und wir können gerne ein Treffen im Nukleo vereinbaren.
Ich wünsche euch weiterhin viel Freude beim Erkunden von Damanhur, seinen Geheimnissen und den tausenden von kleinen Details und Dingen, die es immer wieder neu zu entdecken gibt, da sich immer wieder so viele Dinge verändern und wachsen. Ich empfinde es als fortlaufendes Abenteuer, auch nach 14 Jahren, in denen ich Damanhur regelmäßig – mehrmals jährlich – für längere Abschnitte besuche. Es ist einfach total spannend, immer wieder neue Dinge in Damanhur zu entdecken.
Con voi – mit euch
Jasmin