Utopisches Träumen im wirklichen Leben

Jan 05, 16 Utopisches Träumen im wirklichen Leben

 

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Dienstag . LEBEN IN GEMEINSCHAFT

 
Im konstanten Besucherstrom Damanhurs und in meinen Reisen quer durch die Welt treffe ich viele Menschen, die mir von ihrer tiefen Sehnsucht in Gemeinschaft zu leben, erzählen. Es geht ihnen dabei nicht um „Gemeinschaft“ im Sinne einer lockeren Verbindung von Gleichgesinnten, die sich immer wieder zu bestimmten Gelegenheiten an bestimmten Plätzen treffen. Das hat sicherlich seinen eigenen Stellenwert, aber es geht hier um den Wunsch, aktiv und reell an der Schöpfung eines neuen Lebensmodells teilzuhaben. Die Sehnsucht, eine neue Welt zu schaffen, einen evolutionären Weg des Seins, in dem sie Lebensraum und Ressourcen mit anderen teilen und gemeinsame Träume verwirklichen. Sie träumen von kooperativen Wohnraumlösungen mit Gemeinschaftseinrichtungen wie Küche, Kursräumen, Konferenzsälen und Gartenanlagen für biologische Selbstversorgung. Weitere Aspekte betreffen die gemeinsame Kindererziehung und neue Konzepte, um deren Ausbildung zu revolutionieren. Viele beziehen auch Kunst, Tempel, farm1komplementäre Zahlungsmittel und Solidarität mit ein, so wie es in Damanhur schon realisiert worden ist. Phantasien von Räumen für Tanz, Musik und Meditation kommen ebenso zum Ausdruck wie der Wunsch, Experimenten mit nachhaltiger Energie, Permakultursystemen und natürlichem Bauen Priorität zu geben.

Eine wachsende Unzufriedenheit mit dem Lebensstil, der in großen und kleineren Städten vorherrscht, dem Konsumismus und dem modernen Wohnen macht sich breit, und die Umkehr zum abgeschiedenen Bauernhof- und Landleben der vergangenen Jahrhunderte scheint auch nicht der richtige Schritt nach vorne zu sein. Die Gemeinschafts- und Ökodorfbewegung, die über das weltweite Global Ecovillage Network und andere mehr kontinental- und länderspezifische Organisationen durch viele verschiedene Netzwerke auch neue Träumer dazu einlädt mitzumachen, sind lebende Beispiele wie man, nach Kosha Joubert von Findhorn, eine „luxuriöse Einfachheit“ leben kann, die uns der Erde näher bringt und diese weniger belastet. Diese Konzepte sind dennoch im Kontakt mit der schnelllebigen Welt und ihrer Weiterentwicklung, in einem lebendigen Strom aus Emotionen, Kreativität, Experimentieren und Aktion. Es geht darum, lokal zu denken und global zu träumen, wie z. B. in Tamera in Portugal, wo die Vision der weltweiten „Heilungsbiotope“ entstand, nachdem dort in den letzten 20 Jahren schon Wasser und Land revitalisiert wurden und eine Kultur der Liebe und Transparenz gepflegt wird.

Wie fühlt es sich eigentlich an, in einer Gemeinschaft zu leben – nicht nur das physische Zusammenleben betreffend, sondern das Gemeinschaftsleben als Seelenmission und als lebenslange Entdeckungsreise?
farm2Das ruft oft romantische Vorstellungen hervor, verbunden mit einem gewissen Sinn von idyllischer Freiheit und utopischem Träumen. Meine Erfahrung ist eher, dass das Leben in Gemeinschaft im tieferen Sinne Dienst und Opfer ist. Es geht um Verbindlichkeit und Konstanz, um das Aufweichen des Egos. In diesem Sinne geht es um das Loslassen fixer Vorstellungen, was die die persönlichen Notwendigkeiten, Perspektiven und Glaubensformeln betrifft. Damit ist gemeint, andere wirklich an sich ran zu lassen, ihre Gewohnheiten und ihre Sichtweise miteinzubeziehen, die Liebe zu den anderen als Spiegel meiner Fähigkeit, die oft widersprüchlichen und turbulenten Teile meiner Selbst zu lieben. Jeder einzelne Damanhurianer kann dir humorvolle und berührende Geschichten erzählen über die eigene Erlebnisreise im Gemeinschaftsleben.

Vieles davon teilen wir mit anderen, wenn sie an unseren Kursen für erfolgreiche Gemeinschaftsbildung teilnehmen. In diesen Kursen werden neben ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten auch weltanschauliche Hintergründe in Betrachtung gezogen. Es wird sowohl der umfassende Ecovillage Design Education Kurs als auch die neue Schule für Gemeinschaftsbildung, die Erfahrungen aus erster Hand weitervermittelt, von der Damanhur University angeboten. Im 10-tägigen Amine Programm wird, neben Themen wie Spiritualität und Tempel der Menschheit, der Kunst des spirituellen Volkes und dem Spiel des Lebens, auch der direkten Erfahrung des Gemeinschaftslebens Zeit gewidmet.

Ich freue mich schon auf den Tag, an dem das Netzwerk von Gemeinschaften aus aller Welt so voll, aktiv und lebendig ist, dass es schwierig sein wird, Menschen die von Gemeinschaft träumen, zu finden, weil die meisten ihren Traum schon verwirklicht haben!

Con voi, Quaglia Cocco

 

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