Lebensmittel aus der Erde

SAMSTAG . NACHHALTIGKEIT ERSCHAFFEN
Eine der Lösungen für das Problem der fossilen Brennstoffverwertung ist sicherlich die Entscheidung, lokal angebaute biologische Lebensmittel zu essen. Für Gemeinschaften bedeutet das, eine eigene Landwirtschaft und eigene Gemüse- und Obstgärten zu haben. In Damanhur drückt sich diese Absicht durch die Olio Caldo Bewegung aus. Nahrungsmittel für hunderte von Menschen anzubauen, bedeutet ein Gleichgewicht zwischen der Großproduktion und der Aufmerksamkeit zu finden, was Varietät und Qualität angeht und dabei Reinheit sowohl in der Produktion als auch in der Absicht zu bewahren.
Leone Bagolaro, ein junger Bauer, der in Damanhur aufwuchs, erzählt uns etwas über drei Methoden, mit denen gegenwärtig in Primastalla, dem damanhurianischen Bauernhof mit Hofrestaurant, experimentiert wird, um eine Selbstversorgung an Nahrungsmitteln zu erreichen.
Die erste Methode ist biointensiv, eine Methode die von Bev eingeführt wurde, einer neuen Bürgerin Damanhurs aus Australien. Wir haben über sie schon in einem vorhergehenden Artikel für den Newsletter des Global Ecovillage Network gesprochen. Mit Hilfe einer von ihr vorgeschlagenen Bodenanalyse sahen wir, dass mehrere Elemente in der Erde fehlten, z. B. Bor, Phosphor, Kalium und Molybdän. Wir arbeiten nun daran, diese Mängel auszugleichen, obwohl es nicht so einfach ist, diese Produkte in einer für die biologische Landwirtschaft zugelassenen Form zu finden. Im Moment kultivieren wir auf einer Fläche von circa 400 m² winterharten Spinat und Salat mit dieser Methode. Sie besteht darin, Gräben im Gewächshaus auszuheben, mit der Erde lange Hügelbeete anzulegen und die Gräben dann mit frischem Mist und Kompost zu füllen. Nach 6 Monaten häufeln wir diesen Mistkompost auf die Hügelbeete, geben ausgleichende Spurenelemente dazu und füllen die Gräben wieder mit frischem Mist.
Eine zweite experimentelle Methode nennt sich Manenti und wurde vor mehr als 20 Jahren von einem Bauern namens Manenti aus Biella in Italien entwickelt, der dieser Methode seinen Namen gab. Er lernte aus der Beobachtung der Wälder und stellte fest, dass dort ein reichhaltiges Ökosystem ohne Zugabe von Mist gut funktionierte. Da er selbst keine Tierhaltung hatte oder eine andere Quelle biologischen Mists, entwickelte er daraufhin eine Methode, welche die Bedingungen des Waldes nachahmt. Bei dieser Methode wird das Land nur leicht mit einem Tiefengrubber bearbeitet, ohne die Erde zu wenden. Dafür wird anstelle eines normalen Traktors ein Raupentraktor benutzt, der verhindert, dass die Erde bei der Bearbeitung zu stark zusammengepresst wird. Gras und Unkraut dürfen dabei hochwachsen, da sie durch ihr Wachstum helfen, die Erde krümelig zu halten. Auf diese Art wird ein natürliches Gleichgewicht erreicht, da nur die hilfreichen Kräuter bleiben, die die Erde nähren, und die Mikroorganismen bleiben ebenso erhalten. Eine Woche vor dem Aussäen wird das Land gesäubert, das Stroh entfernt und der Anbau beginnt.
Die dritte Methode ist die biodynamische Landwirtschaft, wie sie von Rudolph Steiner entwickelt wurde. Hier leitet uns Minotauro an, ein Damanhurianer, der, bevor er sich entschied nach Damanhur zu kommen, viele Jahre lang einen Hof und landwirtschaftlichen Betrieb in der Toskana bewirtschaftete. Bei dieser Methode ist es wichtig, die Natur aufmerksam zu beobachten und herauszufinden, was vor sich geht, immer darum bemüht, ein Gleichgewicht zu halten. Jeder Acker hat seine eigenen Charakteristiken und sein Mikroklima. Es ist dabei auch wichtig, geschlossene Systeme zu schaffen und den Einfluss der Gedanken und Absichten derjenigen, die das Land bewirtschaften, zu verstehen. In der Praxis schließt diese Methode auch ein Kuhhorn mit ein, das mit Mist gefüllt in der Erde vergraben wird, wo es sechs Monate lang reift, bevor der Mist weiterverwendet wird.
Leone hat den Eindruck, dass alle drei Methoden gut funktionieren und diese die Quantität und Qualität der Ernte positiv beeinflussen, was auch durch die Vitalität der Pflanzen und ihr schnelles Wachstum sichtbar ist. Die biointensive Methode nimmt mehr Zeit und Anstrengung in Anspruch. 10 Personen arbeiteten 3 Tage lang, um das System in Gang zu bringen und es braucht viel Mist, während die anderen zwei Methoden genügsamer sind. Ein zukünftiges Experiment könnte auch in der Verbindung der drei Methoden bestehen.
Abgesehen von den angewandten Methoden des Anbaus, glaubt Leone, dass der Bewusstseinszustand der Menschen, die das Land bearbeiten, den größten Einfluss ausmacht. Es ist wichtig, dass wir mit den Pflanzen kommunizieren und ihnen mit Feinfühligkeit begegnen. Wir spüren auch, dass durch die Ernährung mit selbst angebauten biologischen Nahrungsmitteln eine besondere Verbindung mit dem Land entsteht, über die feinstoffliche Kanäle der Wahrnehmung und Feinfühligkeit geöffnet werden.