Ein vergrabener Schatz, Elenas Erfahrung

LEBEN IN GEMEINSCHAFT
Vor vier Jahren, im September 2013, habe ich von der Existenz Damanhurs gehört, und schon bevor ich überhaupt hinging, fühlte ich in mir eine neue Sensation, so als ob eine große Maschine mit einem sehr komplexen Zahnradgetriebe sich endlich in Bewegung gesetzt hätte.
Es war, als könnte ich ganz deutlich sehen, wie die Bewegung jedes einzelnen dieser völlig verrosteten Teile sofort den Staub hochwirbelte. Ich könnte mir vorstellen, dass es ein ähnliches Gefühl ist, wenn man ein kostbares Schiffswrack aus den Tiefen des Ozeans birgt und ans Licht bringt.
Sand, Schlamm, Erdrutsche… jede Art instabiler Szenarien, die aber alle dazu beitragen, einen vergrabenen Schatz ins Leben zurückzuholen.
Wenn ich höre, wie ein Damanhurianer erzählt, dass seine Entscheidung für diesen Lebensweg von der Dringlichkeit diktiert war „dem Ruf zu folgen”, denke ich mit Freude an das Bild des Schiffwracks voller Schätze: jeder würde alle Kräfte einsetzen, die ihm zur Verfügung stehen, um es wieder ans Licht zu bringen!
Der vergrabene Schatz ist also nicht nur ein persönliches Gut, sondern ein Reichtum, der jedes noch so kleinste Atom dieses wunderbaren und gequälten Planeten betrifft. Ich bin überzeugt davon, dass es im Leben eines jeden Menschen mehrere Gelegenheiten zur Bewusstseinsöffnung gibt, Momente, in denen plötzlich alles klar zu sein scheint, wenn nicht sogar offensichtlich. Was braucht‘s in diesen Momenten? Es braucht den Mut zur Veränderung, den Mut es zu machen, zu handeln.
In der damanhurianischen Schule kennen wir alle die Markierungslinie, die jene, die ihr ganzes Leben lang nur suchen, von denen trennt, die sich entscheiden zu finden!
Das ist eine Lektion, die mich an die Schulbank und an Dante erinnerte: „Bedenkt, wozu dies Dasein euch gegeben! Nicht um dem Viehe gleich zu brüten, nein, um Wissenschaft und Tugend zu erstreben“.
Natürlich können wir die Augen schließen und so tun, als gäbe es ihn nicht, aber unser Bewusstsein drängt darauf, dass wir diesen göttlichen Funken, den wir alle in uns tragen, erwecken.
Das habe ich vor vier Jahren in Damanhur gefunden: das Bewusstsein, diesen in mir verborgenen Schatz ins Licht zu bringen.
Wir sind ein spirituelles Volk, das einen großen Reichtum an Farbschattierungen in sich trägt: Frauen und Männer, Künstler, Heiler und Geheilte, jene, die das Leben lieben und jene, die die Riten und Rhythmen des Lebens feiern. Mit der Zeit lerne ich, in den anderen nicht die Perfektion zu suchen, nicht ihre persönlichen Schwächen zu verurteilen, denn wir alle haben tagtäglich mit unseren Begrenzungen zu kämpfen. Es geht darum, sie zu beobachten, sie anzunehmen und sie schließlich zu lieben, im ständigen Versuch, über uns selbst hinauszuwachsen.
Was ich an den anderen liebe, ist das Leuchten in ihren Augen, das meinen eigenen Traum wiederspiegelt: gemeinsam lernen wir zu lieben, gemeinsam fühlen wir, dass der vergrabene Schatz mit jedem Augenblick der Oberfläche ein bisschen näher kommt.