Das erste Mal in den Tempeln der Menschheit – Teil 1

ERFAHRUNGSAUSTAUSCH
Ich war 21 Jahre alt und hätte nie im Leben gedacht, dass ich hinter dieser kleinen Holztür die außergewöhnlichste Sache finden würde, die ich in meinem Leben gesehen hatte…
Es war 1984, und Falco Tarassaco hatte uns gesagt, dass wir den wichtigsten Ort Damanhurs besuchen würden. Wir stiegen ins Auto und fuhren die Steigung hinauf, die zur Porta del Sole führte. Wir kannten diese Gemeinschaft, und während wir den Hügel hinauffuhren, fragte ich mich, was es in diesem Nukleo denn wohl so wichtiges gäbe, abgesehen davon, dass hier damals der Sitz des Klosters war, in dem die ersten Mönche wohnten.
Am Tor stiegen wir aus dem Auto. Falco ging mit schnellen Schritten fröhlich pfeifend voraus, während wir ziemlich perplex folgten. Er ging ums Haus herum (damals war es noch viel kleiner als jetzt) und stoppte vor dieser kleinen, unscheinbaren Holztür. In dem Moment dachte ich, dass er uns veräppeln würde, hab es aber nicht gesagt, um zu sehen was passieren würde.
Falco öffnete die Tür und schlüpfte in den engen Hohlraum, der im Zwielicht versank, welches das Haus umgab. Wir tauschten einen fragenden Blick unter uns aus und folgten ihm, bis er vor einigen staubigen Ablagen stehen blieb, auf denen nicht weniger staubige Arbeitsgeräte lagen. Dort drehte er sich um und schaute uns an.
Ich werde diesen Blick nie vergessen, er war außerhalb der Zeit, so als würde er uns gleichzeitig aus der Vergangenheit und der Zukunft anschauen… es fällt mir nicht leicht, dieses sehr komische Gefühl zu beschreiben, aber Falco war ja auch eine außergewöhnliche Person!
Ich erinnere mich nur, dass ich zu schwitzen anfing, zum einen, weil es warm war, aber es war vor allem, weil ich mich unwohl fühlte in dieser anomalen Situation. Falco berührte irgendeinen Punkt der Wand und völlig unerwartet öffnete sich plötzlich eine Spalte zwischen den Backsteinen der soliden Mauer. Ich muss wohl nicht sagen, dass ich verblüfft war. Mit dieser unerwarteten Tür, die sich an diesem ebenso unerwarteten Ort öffnete, öffnete sich auch in meinem Kopf etwas, mit einem hörbaren „Klick“, das zwischen den Wänden meines Gehirns hin- und her prallte.
Fassungslos folgte ich ihm durch diesen kleinen Durchgang, ahnungslos, was mir geschehen würde, wenn ich erst mal drin wäre. Der Gang war von an den Wänden befestigten Lampen beleuchtet – ein kleiner Gang aus roten Backsteinen. Die Luft war frisch, und ab und zu wurde das Weitergehen schwierig, weil Eimer voller Gestein auf dem Boden standen …wir waren im Innern des Berges! Ich ging mit leerem Kopf weiter (in dem Moment war es mir nicht möglich, auch nur einen einzigen Gedanken zu formulieren) bis ich zu meiner Rechten eine runde Nische bemerkte… (Fortsetzung folgt)
Formica Coriandolo