Ein außergewöhnlicher Jahreswechsel

Dez 28, 17 Ein außergewöhnlicher Jahreswechsel

 

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LEBEN IN GEMEINSCHAFT

 

Damit ein Jahreswechsel ein wirklicher Jahreswechsel ist, braucht er für mich einige inhaltliche Elemente, sonst kann das neue Jahr nicht beginnen! Ich bin in den österreichischen Alpen geboren: Von Kindheit an war ich daran gewöhnt, mich für diese festliche Gelegenheit elegant zu kleiden. Um Mitternacht tanzten wir Walzer, und dann war es üblich, aus dem Haus zu gehen, um die Feuerwerke im Tal zu bestaunen. Darauf war ich geprägt: elegante (unbequeme) Kleider, Schnee (also Kälte, sehr viel Kälte) und Feuerwerk. So begann ein gutes Neues Jahr!

Kurz nachdem ich Damanhur kennengelernt habe, entdeckte ich, dass es auch hier am letzten Tag des Jahres ein besonderes Fest gab… und natürlich konnte ich mir dieses Erlebnis nicht entgehen lassen!
Ich ging also sofort zum Welcome Center und habe mich eingeschrieben. Seltsamerweise gaben sie mir den Rat, Arbeitskleider und Stiefel mitzubringen. Dann fragten sie mich andere seltsame Dinge, zum Beispiel, ob ich gerne malen oder singen würde…

Ich kam also m 31. Dezember für alles gewappnet an. Das heißt meiner Prägung folgend: elegante, jedoch sportliche Kleidung. Vor dem Welcome Office war zu spüren, dass etwas in der Luft lag, irgendetwas Besonderes würde geschehen. Das Personal war damit beschäftigt, jeden mit einem Namensschildchen auszustatten, und ich merkte, dass diese Schildchen verschiedene Farben hatten. Irgendwann kamen dann Kleinbusse an, in die so viele Personen wie möglich einstiegen. Auf der kurvenreichen Straße, die zum Tempel der Menschheit führt, mussten wir kein einziges Mal anhalten, um andere Autos vorbeizulassen, die von oben entgegen kamen. Im Gegenteil, immer wieder begegneten wir Personen in Thermokleidung vom Typ Ski-Anzug, die auf scheinbar magische Weise die Straße freihielten, um uns ohne Hindernisse hochfahren zu lassen.

Schließlich kamen wir auf dem Parkplatz am Tempel der Menschheit an, und dort verstand ich dann auch, weshalb die „Wächter“, die entlang der Straße standen, so warm angezogen waren…es war hundekalt! Dann, nach einem Moment typisch italienischem Chaos, hängten wir unsere Jacken in ein im Freien aufgestelltes Zelt. Als ich herauskam, kam ich an einem Spiegel vorbei und konnte nur noch lachen: total schick, inklusive Perlenkette, aber mit Bergstiefeln an den Füßen. Es war ein Wunder, dass es mir gelang, meinen Führer mit gleichfarbigem Namensschildchen zu finden, und gemeinsam mit den anderen meiner Gruppe wurde ich in diesen von Menschen wimmelnden Bienenstock gebracht. Da waren Künstler, Gruppen mit unterschiedlich gekennzeichneten Schildchen und Leute in Arbeitskleidung (letztere waren natürlich die Damanhurianer, alle glücklich lächelnd).

Mir wurde gesagt, was ich machen solle: malen! Im Stillen dachte ich: „Donnerwetter, die Damanhurianer sind mutig, die lassen mich in ihren so wunderschönen und gepflegten Tempeln malen. Wissen die denn, dass ich außer stilisierten Menschen und Hunden gar nichts malen kann!?!“ Zum Glück war alles sehr gut vorbereitet. Da waren vorgezeichnete Blätter, deren verschiedene Flächen mit vor-nummerierten Farben, die mir in ebenfalls nummerierten Farbtöpfen zur Verfügung standen, angemalt werden sollten. Wir waren gerettet! Die Organisatoren haben offensichtlich geahnt, wie sie meine begrenzte Kapazität am besten nutzen konnten, und nach genauen Anweisungen begann ich, Blätter anzumalen. Ich fühlte mich wie Leonardo und noch heute, Jahre nach diesem Erlebnis, lächle ich, wenn ich an diesen Blättern vorbeigehe und bin richtig stolz auf mich.

Ich war nicht die einzige – es sah so aus, als würde überall gemalt werden… Zu einem bestimmten Zeitpunkt war diese „Aktion“ beendet, und wir strömten alle in den Saal der Erde. Ich wusste gar nicht, dass so viele Menschen in diesen Saal passen konnten, aber alle kamen dort zusammen. Einige hatten ihre Kleider mit verschiedenen Farben befleckt, andere waren staubig von der Arbeit, anderen sah man nichts an (das mussten die sein, die gesungen hatten ;-). Diesen Mischmasch an Personen unterschiedlichster Ethnien und unterschiedlichsten Alters, die Damanhurianer inbegriffen, so zu sehen, war eine echte Bereicherung. Alle gegenwärtig, um das Ritual des Füllhorns zu feiern und das neue Jahr zu begünstigen.

In dem Moment habe ich begriffen, dass Dinge nicht nur von Bedeutung sind, weil sie wiederholt werden, man muss auch wissen, weshalb man etwas macht. Das anmutige Ritual des Füllhorns hat mich fasziniert, und die Idee, dass die letzte Stunde des Jahres das beginnende Jahr begünstigt und es willkommen heißt, berührte mich zutiefst.

Jeder im Saal war ein aktiver Teilnehmer des Rituals. Seit meiner Kindheit war mir die Schönheit des Miteinanders unterschiedlicher Kulturen bewusst, aber dort, in den Tempeln der Menschheit, hatte das noch einen zusätzlichen Wert. Die Menschen hier waren nicht nur „beisammen“, sondern waren wirklich vereint, verschmolzen in einer allen gemeinsamen Emotion.
Dadurch habe ich begriffen, dass der Beginn eines neuen Jahres vor allem dadurch an Bedeutung gewinnt, dass er mit Menschen gefeiert wird, mit denen die gleichen Ideale geteilt, der gleiche Traum geträumt wird.

… In jener Nacht war ich zwar in dicke Kleider gepackt, – glücklicherweise, denn es war wirklich sehr kalt! – aber als wir aus den Tempeln der Menschheit herauskamen, haben wir auch die Feuerwerke im Tal gesehen! Was für ein herrliches Jahr hatte begonnen.

Heute gehöre ich zu den Personen, die diesen Event organisieren, deshalb möchte ich euch einladen, zu uns zu kommen, um einen Jahreswechsel zu feiern, der eine neue Prägung in euch hinterlassen wird!

https://welcome.damanhur.org/de/visit/midnight-action

 

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