Das Spiel des Lebens

LEBEN IN GEMEINSCHAFT
Im Jahr 1983, als Damanhur gut organisiert und alles in die richtige Bahn gelenkt war, entschied Falco Tarassaco eine radikale Veränderung in das Leben der Gemeinschaft zu bringen. Weshalb?
Der Grund ist einfach: Hat man den Mut zur Veränderung, wenn alles gut läuft, dann hat man auch genug Energie, um die Dinge noch weiter zum Positiven hin zu verändern. Dann kann man Veränderung leben, und zwar nicht nur als Abhilfe, sondern als Strategie, um zu wachsen.
Falco nannte diese neue Phase “Spiel des Lebens” und begann, zusammen mit vielen Menschen, durch ganz Italien zu fahren. Indem sie in einer magischen und kreativen Atmosphäre gemeinsam spielten, erträumten sie ein Damanhur voller Kunst und großer Werke, und es wurden die Fundamente für die neue Entwicklung der gesamten Gemeinschaft gelegt. Um bei der Rückkehr des Viaggio (so nennen wir die magische Reise) nach Damanhur auch diejenigen, die nicht direkt daran teilgenommen hatten, mit der gleichen Begeisterung anzustecken, kam von Falco der Vorschlag, eine “Schlacht” anzuzetteln, durch die sich ganz spielerisch herausstellen sollte, wer die Transformation von Damanhur anführen sollte – die mit dem Spiel des Lebens neu Angekommenen, oder die alte Generation, die Damanhur gegründet hatte.
Diese “epische” Schlacht rührte die Energien und die Emotionen aller auf, löste Vorurteile und Ängste auf, die in beiden Fraktionen aufgekommen waren, und in einigen wenigen Tagen wurde so ein Niveau an Verbundenheit erreicht, das ansonsten nur nach Monaten oder sogar Jahren erreicht worden wäre.
Gemeinsam zu spielen ermöglicht “Quantensprünge”: In jedwedem Kontext kann das Spiel sowohl der Antrieb zur Veränderung sein als auch das Mittel zur Lösung schwieriger Situationen. Es beschleunigt Prozesse und bringt sie in ein neues Gleichgewicht, denn wenn man spielt, ist man offener und durchlässiger für neue Logiken.
Seit diesen ersten legendären Momenten sind die “Schlachten” zu einer Tradition in Damanhur geworden. In Teams aufgeteilt, haben die Damanhurianer im Winter – mit den entsprechenden Nächten unter Null Grad! – tagelang im Wald campiert, mit dem Ziel, sich gegenseitig die Fahnen zu klauen. Im Klima des Überlebenscamps und mit viel Spaß, wechselten sich Attacken mit strategischen Rückzügen und Verlagerungen der Camps ab, an denen oft Hunderte von Personen gleichzeitig beteiligt waren.
Platon sagte: „Es ist einfacher, eine Person in einer Stunde des Spiels kennenzulernen, als in einem Jahr durch Gespräche“. Er hatte recht! Die „Schlacht der Künste“ war ein weiteres Beispiel dafür, wie es durch gemeinsames Spiel möglich war, Werke zu schaffen, die heute noch Damjl verschönern: der Altar der Erde, die Freitreppe, die zum Offenen Tempel führt, die bemalten Häuserwände… Diese Teams benannten sich damals mit Tiernamen, da gab es die roten Seebarsche, die Lemuren, die Gürteltiere, die Leoparden, die Smaragdeidechsen und die Pfeilhechte. Selbst heute noch, nach fast dreißig Jahren, erregen sich die Gemüter der Damanhurianer, wenn über die Schlacht der Künste gesprochen wird, und jeder behauptet, dass das eigene Team das beste war!
Die „Horusiaden“, die jedes Jahr im Sommer stattfinden, sind Spiele, für die die Teams aus den verschiedenen Gemeinschaftsregionen geformt werden. Die Regionen bestehen aus 4, 5 oder 6 Gemeinschaften, die sich jeweils zu einem einzigen Team zusammenschließen. Es gibt sehr viele unterschiedliche Wettkämpfe und dabei entzündet sich jedes Jahr von Neuem ein konstruktiver Wettkampf, der alle herausfordert und in sportlicher Begeisterung miteinbezieht. Also auch in Damanhur existieren immer wieder die Fanclubs, und sogar die Menschen mit der größten Seelenruhe zeigen ungeahnte Emotionen in diesen spannenden Begegnungen!
Das letztendlich unglaublichste Spiel ist das damanhurianische Risiko. Unglaublich, weil es kaum zu glauben ist, dass ungefähr 30, über 25 Jahre alte Menschen dieses Brettspiel erfunden haben, das heutzutage eine ganze Wand mit einer imaginären Weltkarte einnimmt, einer Welt, die durch viele verschiedene Zyklen und Zeitalter geht. Hier werden Zivilisationen geschaffen, entwickeln sich, verschwinden wieder und transformieren sich, um neuen Formen der Zivilisation Platz zu machen. Jede dieser Zivilisationen, mit einem jeweils starken eigenen Charakter, befindet sich in ständigem Krieg um ihre Vorherrschaft und ihr Existenzrecht. Wer an diesem Spiel teilnehmen möchte, braucht zunächst einen Monat, um erst einmal zu verstehen, wovon diese komischen Leute sprechen, die sich zweimal die Woche in Kriegserklärungen, Putschversuchen, Angelegenheiten internationaler Spionage, technologischer Entwicklungen, usw. ereifern.
Wird in Damanhur gespielt? Offensichtlich ja, aber wenn ihr die Damanhurianer fragt, werden sie euch sagen, dass es nicht genug des Spiels gibt, denn es stimmt, vom Spielen bekommt man nie genug! 😉
Und das Spielen ist sehr „ernst zu nehmen“, wenn man zusammen ein Projekt aufbauen will.