Ein Traum verwirklicht sich

LEBEN IN GEMEINSCHAFT
Von klein auf hatte ich immer den Wunsch, nach Afrika zu gehen. Internet gab es damals noch nicht, aber im öffentlichen Fernsehen (private Sender gab es nicht) wechselten sich Beiträge über diesen farbenfrohen Kontinent mit seiner reichhaltigen Kultur und den Traditionen stolzer Völker mit Berichten über die von Hunger-und Wassernot geplagten Bevölkerung ab. Ich glaube, dass mein immenses Mitgefühl von vielen meiner Gleichaltrigen geteilt wurde, wenn wir auf dem Bildschirm bis auf das Skelett abgemagerte Kinder mit aufgeblähten Bäuchen sahen, die von Fliegen belästigt, verlassen auf einem Notbett lagen. Mit meinem Alter von 6 – 7 Jahren zu entscheiden, diesen Menschen zu helfen, war einfach, aber leider ist es nie dazu gekommen, da mein Leben sich später radikal verändert hat und meine Aufmerksamkeit sich darauf konzentrieren musste, wie ich in dieser so unbarmherzigen Welt überleben könnte.
Die Welt verändern
Aber meinen Traum, diese Welt zu verändern, konnte ich nie vergessen. Meine Entscheidung, in Damanhur zu leben und mit anderen gemeinsam eine Wirklichkeit zu schaffen, die menschliche und spirituelle Werte in sich vereinigte, war meine Art, um dies in die Praxis umzusetzen. Wie Damanhur, sind weltweit viele andere Gemeinschaften gewachsen, und ein solidarisches Netzwerk ermöglicht ihnen, ihre jeweiligen Errungenschaften in den verschiedenen Bereichen des Sozialwesens, der Nachhaltigkeit und der Spiritualität miteinander auszutauschen. Dieses Netzwerk heißt GEN. Als ich das erste Mal an einem von GEN organisierten Jahrestreffen der Ökodörfer und spirituellen Gemeinschaften teilgenommen habe, hat mein Herz einen Hoffnungsschimmer bekommen: die Verbundenheit, die Kooperation derer, die tagtäglich versuchen, ihre eigenen Potentialitäten mit denen anderer zu verbinden, kann wirklich den Unterschied in dieser Welt ausmachen. Damit kann aufgezeigt werden, dass ein Zusammenleben in gegenseitigem Respekt mit gegenseitiger Unterstützung möglich ist, indem wir kleine oder größere solidarische Gemeinschaften bilden!
Mein Kindheitstraum
Als das GEN-Netzwerk sich ausgedehnt hatte und dank dem Aktivismus vieler mutiger Menschen auch die afrikanischen Ökodörfer miteinbezog, haben wir Ousmane Ali Pame kennengelernt, den damaligen Bürgermeister von Guedè Chantier war, einem Ökodorf in Senegal. Alle von uns, die schon immer den Wunsch verspürt hatten, selber etwas dafür zu tun, um die Lebensbedingungen in Afrika zu verbessern, hatten die gleichen Emotionen, als wir eine Partnerschaft zwischen Damanhur und Guedè Chantier geschlossen haben.
Meinen Kindheitstraum mit 6 – 7 Jahren nach so vielen Jahren schließlich doch noch verwirklichen zu können, fühlte sich an, als würden Stücke meiner Seele endlich zusammenfinden. Das ist etwas so Besonderes, dass ich jedem wünsche, das erleben zu dürfen.
Die Reise
Am 25. März sind wir nach Senegal und Guedè Chantier gereist. Gemeinsam mit den Einheimischen des Ortes werden wir 1600 Obstbäume pflanzen, die nicht nur die Erosion dieses Gebietes stoppen, sondern in ein paar Jahren der Gemeinschaft auch lebenswichtige Nahrung schenken werden. Unter uns 6 Damanhurianern ist auch Pellicano, eine fabelhafte Köchin, die das zweite Seminar zur Lebensmittelverarbeitung geben wird (das erste Seminar hat sie im März 2016 gegeben). In diesem Seminar zeigt sie allen Frauen des Dorfes, wie sie die Nahrungsmittel, die während einiger Monate in Hülle und Fülle geerntet werden, haltbar gemacht werden können, um die Unterernährung in den restlichen Monaten des Jahres zu bekämpfen.
Dies ist das Resultat eines Traumes, den ich in meinem Herzen schon immer gepflegt hatte. Es ist auch eine weitere Bestätigung dafür, dass Träume unserem Leben eine ungeheure Dichte und Bedeutung geben und deshalb überhaupt das Wichtigste im Leben sind.
Gebt nie eure Träume auf und tauscht euch mit anderen aus! Träume sind die Samen eines Gartens, in dem die Blumen uns allen gehören.
Formica Coriandolo