ES IST LEICHT, GOTT ZU SAGEN!

SPIRITUALITÄT IN DAMANHUR
Gottheit, Gott, das Göttliche: Was wollen wir denn aussagen, wenn wir diese Worte benutzen? Und um es spielerisch anzugehen, wie in dem Spiel, in dem man den anderen ein Wort erklären muss, ohne es auszusprechen, auf wieviel verschiedene Arten könnten wir beschreiben, was Gottheit, Gott und das Göttliche bedeuten? Wir versuchen nun auch zu spielen. Ohne ein einziges Wort zu verwerfen!
Die Natur Gottes ist an sich so, dass viele Definitionen passen. Gemäß der Meditationsschule von Damanhur muss man aber zuerst einmal Klarheit darüber schaffen, über welche „Wesenheit“ wir sprechen wollen.
Das könnte der unbewegliche Beweger sein, der alle Universen und alle Ebenen der Existenz umschließt, ein indifferenter immenser Behälter von allem, was ist. Mit dem wir armen Menschen aber nicht in direkten Kontakt treten können, weil er viel zu weit weg ist (aber auch sehr nahe, da es sich um den absoluten Gott handelt…).
Wir könnten damit aber auch die Primärgottheit Mensch meinen, die Urkraft, die der Dimension, die wir das Reale nennen, innewohnt, die vor langer, langer Zeit in unser Universum eingedrungen ist und über die Evolution all ihrer Geschöpfe den Vorsitz führt (die Vision der Spirituellen Physik), die der Multi-Universen, die sich physikalisch unterscheiden, und wir bewohnen das Universum der Formen.
In diesem Fall handelt es sich nicht um einen Schöpfergott, da das Universum der Formen schon bestand, bevor er Besitz davon ergriff. Dafür ist er ein äußerst aufmerksamer Gott gegenüber der Menschheit, da er weiß, dass aus den Erfahrungen der Lebewesen seine Möglichkeit wächst, sich zu entwickeln und immer mächtiger zu werden. Kurz gesagt, er hält zu uns und feuert uns an.
Schließlich könnten wir uns auch auf jene Kräfte beziehen, die die Völker aller geschichtlichen Epochen – mit Ausnahme der mit dem Monotheismus verbundenen – als Gottheiten beschrieben haben und ihnen besondere Eigenschaften und Charaktere zuschreiben, die für den Menschen mehr oder weniger von Vorteil sind. So gibt es in den antiken Pantheons Gottheiten, die unter gewissen Gesichtspunkten parteiisch, unter anderen sehr mächtig sind, die Völker und Individuen auf ihrem Lebensweg und in ihrem Wachstum unterstützen.
Aber, wenn wir es uns gut überlegen…
All dies eröffnet weitere Betrachtungen. Zum Beispiel: Existiert der unbewegliche Beweger wirklich als eine sich selbst bewusste Wesenheit oder ist das einfach nur ein Bild, um die Immensität von allem, was ist, zu erklären? Und wenn wir darüber nachdenken, erkennen wir, dass seine Existenz für unser Leben irrelevant ist. Da er absolut ist, kann er keinen freien Willen ausüben, das heißt, er hat keine Wahl, da das Wählen etwas ausschließt, und das ist etwas, das seiner Natur nicht entspricht.
Ganz anders ist die Situation jedoch, wenn wir von der unserem Universum zugrundeliegenden Kraft, der Primärgottheit Mensch sprechen. Es ist die maximale Gottheit, die wir begreifen und irgendwie wahrnehmen können und die ihr Interesse an den Kreaturen des Universums ausdrückt. Die großen Religionen scheinen auf sie anzuspielen, obwohl sie sie in einigen Fällen mit dem unbeweglichen Beweger verwechseln. Sie ist zwar nicht schöpferisch, repräsentiert aber die DNA des Universums, da sie jedes Fraktal und jedes Wesen durchdringt.
Und schließlich die Gottheiten der Völker, d. h. Intelligenzen, die in ihrer eigenen Dimension leben und die die Menschheit schon immer zu sich ziehen will. Indem diesen Gottheiten für Menschen verständliche Eigenschaften zugeschrieben werden, ist es den Völkern möglich, diesen gegenüber ihre Hingabe auszudrücken und dafür im Ausgleich Schutz und Hilfe zu bekommen.
Die modernen Kulturen, die sich von denen ableiten, die sich auf Grund epischer Texte, z.B. den homerischen bis zu den mesopotamischen Gedichten, gebildet haben, verdanken dieser Vision viel.
Worüber reden wir also, wenn wir von Gott reden?
Ist Gott weltlich?
Und können wir von Gott in weltlichen Begriffen sprechen? Gemäß Damanhur, ja. Der zentrale Punkt dieses Diskurses ist das, was wir „Primärgottheit“ nennen, was in dieser Vorstellung eine „höhere“ Einheit darstellt, deren Überlegenheit aber „natürlich“ ist. Teil einer Herrschaft des Existierenden in der gleichen Weise, wie die anderen Geschöpfe Teil der tierischen, pflanzlichen, mineralischen Reiche sind: Ein Löwe ist im Vergleich zu einer Mikrobe zwar überlegen, aber keineswegs übernatürlich.
Die Primärgottheit steht für die einzige, homogene und vereinigende Energie, die jeden Aspekt des Universums der Formen berührt. Es ist ihr zu verdanken, dass das gesamte Universum, in dem jede einzelne Zelle mit jeder anderen verbunden ist, Kontinuität hat. Wenn wir an diese Art Gott denken, sind wir auf einer Gedankenebene, die uns ermöglicht, uns in jedwede Ecke des Universums zu projizieren.
Dies ist wirklich göttlich, alles andere sind Wörter und Definitionen aus dem Wörterbuch!