Ist Esoterik noch notwendig?

Mai 03, 18 Ist Esoterik noch notwendig?

 

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SPIRITUALITÄT IN DAMANHUR

 

Der Wert und die Notwendigkeit des Geheimnisses

Als Falco Tarassaco Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts in der Esoterikszene von Turin auftauchte, rümpften viele Esoteriker die Nase. Die Stadt Turin, in deren Nähe sich Damanhur entwickelt hat, war schon immer sehr an allem Mysteriösen, Okkulten, Paranormalen und Magischen interessiert. Turin ist auch heute noch, obwohl es nun eine multi-ethnische olympische Metropole ist, offen für tausend Kulturen, aber, wohl aus Bestimmung, eine äußerst zurückhaltende, unscheinbare Stadt. Kurz gesagt: sie hat esoterischen Charakter. Zusammen mit Lyon und Prag gilt sie als einer der Eckpunkte des Dreiecks der weißen Magie, während sie mit London und San Francisco das Dreieck der schwarzen Magie bildet.

Richtig? Falsch? Sicher ist, dass die Stadt schon immer Studien- und Forschungskreise, die sich verschiedenen Aspekten der Esoterik gewidmet haben, beherbergt hat.

Als Falco begann, öffentlich über seine Vision des Lebens, der Magie und der Esoterik zu reden, hat er viel Entrüstung in diesen Geheimzirkeln ausgelöst. Über bestimmte Themen durfte man einfach nicht reden! Falco hielt jedoch von Anfang an daran fest, dass jedes Geheimnis offenbart werden kann, dass jedes Wissen geteilt werden kann, weil es keine Möglichkeit darstellen sollte, um Macht auszuüben, sondern eher ein Weg, um Menschen zu vereinen.

Deshalb sprach er mit der gleichen Natürlichkeit und Einfachheit, die ihm eigen waren und noch immer für ihn stehen, über Ritualität, die Gesetze der Magie, die göttlichen Pantheons, den Gral, Sindone (Anm. d. Ü: das Turiner Grabtuch) oder über magische Objekte. Damanhur und seine Meditationsschule haben sich, damals wie heute, auf der Prämisse entwickelt, eine esoterische und spirituelle Kultur – im weitesten Sinne dieser Begriffe – von mysteriösen und geheimen Aspekten zu befreien, um sie mit anderen zu teilen.

Damit hat sich Falco, wie bereits erwähnt, nicht gerade viele Freunde geschaffen, besonders unter denen, die sich als Träger großen Wissens betrachteten, aber dadurch ermöglichte er vielen, sich Themen zu nähern, die bis dahin einigen wenigen vorbehalten worden waren.

Argumente, die Diskussionen anregen

Das Problem ist oft, dass die Themen, aus denen das traditionelle Wissen sich zusammensetzt, banalisiert werden und ihre Tiefe nicht erkannt wird. Man kann über Gottheiten, Mutterwelten oder Portale zu anderen Dimensionen nicht mit der gleichen Lässigkeit reden, mit der wir über Fußball, Küche und Veranstaltungen reden. Es ist auch nicht möglich, dies zur reinen Unterhaltung zu tun, selbst wenn es auf eine respektvolle, aber eben rein theoretische Art und Weise geschieht, denn das sind Themen, die von Natur aus den Menschen miteinbeziehen, uns zu Reflexionen und dem Bedürfnis nach mehr Wissen führen. Es sei denn, wir beschränken uns darauf, einen Kultursalon zu schaffen, in dem wir unsere gründliche Vorbildung zur Schau stellen, um Bewunderung einzuheimsen.

Von diesem Gesichtspunkt her ist die Esoterik immer noch nützlich. Nicht, um bestimmte Themen geheim zu halten, sondern damit Menschen lernen, sich an diesen Themen zu messen und über sich selbst nachzudenken. Es geht nicht darum, sich zu fragen, was ein Naturgeist ist, sondern sich Gedanken darüber zu machen, was sich in mir verändern würde, wenn ich mit einem Naturgeist in Kontakt treten könnte.

Die Esoterik ist nach damanhurianischem Verständnis keine Sammlung geheimer Themen, wie es von den klassischen Esoterikern vertreten wird, sondern eine Sammlung an Themen, mit denen man sich unter der Voraussetzung, dass man sich selbst in Frage stellt, beschäftigen kann. Es geht um die Bereitschaft, sich so davon berühren zu lassen, dass die eigene Lebensauffassung sich dadurch schließlich verändert.

Und das Mysterium?

Esoterik darf auch nicht einfach mit dem „was wir nicht wissen” verwechselt werden. Es ist vielmehr eine Art, sich den Themen zu nähern. Nicht zurückhaltend sein, weil man Geheimnisse liebt, sondern weil man sich wichtigen Themen mit dem Bewusstsein nähern will, dass diese Themen die Menschen verändern.

Die Herausforderung zu erkennen, wie viele Aspekte des Lebens uns noch unbekannt sind, „was wir nicht wissen“, was wir erst noch entdecken müssen, ist Teil der Achtsamkeit, die wir aufbringen müssen. Der Wunsch der Damanhurianer ist, dass es immer irgendetwas Unbekanntes zu entdecken geben wird, egal wie nah oder fern von uns. Und dass es nicht immer jemanden gibt, der es bereits weiß, um es zu offenbaren, sondern dass wir es selber entdecken können. Esoterik ist ein Mysterium, das noch entdeckt werden muss. Es zu entdecken bedeutet, es zu verstehen.

 

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